10. Februar bis 7. Juli 2024
in der LOK (Grünbergstrasse 7, 9000 St.Gallen)
Das Kunstmuseum St.Gallen zeigt die bisher umfassendste Einzelausstellung des amerikanischen Künstlers Arthur Simms (*1961 in St. Andrews, Jamaika, lebt und arbeitet in Staten Island, New York) mit über sechzig Arbeiten aus drei Jahrzehnten künstlerischen Schaffens. In seinen riesenhaften Skulpturen und monumentalen Papierarbeiten thematisiert der Künstler seine eigene Biografie. Obwohl er an wichtigen Ausstellungen, wie etwa der Biennale von Venedig (2001, 2019), teilgenommen hat, wurde sein Werk bisher kaum in Museen gezeigt. Mit dieser Einzelausstellung würdigt das Kunstmuseum St.Gallen das vierzigjährige Schaffen des Künstlers.
In seinen Werken artikuliert der New Yorker Künstler eine unverwechselbare künstlerische Sprache, die er immer weiterentwickelt. Dabei verwebt er Elemente seines jamaikanischen Erbes, Naturmaterialien (wie etwa Hanfschnur oder menschliche Haare) und gefundene Objekte zu totemähnlichen Kokons. Seine Arbeit zeugt vom Potenzial der Kunst, verschiedene Realitäten zu einer neuen, einzigartigen Einheit zu verbinden, und so die Komplexität migrantischer Identität sichtbar zu machen.
Arthur Simms wuchs in Kingston, Jamaika, auf und zog in seinem siebten Lebensjahr mit seiner Familie nach New York City. Bereits in seiner frühen Kindheit war Simms fasziniert von den improvisierten Karren, auf denen Händler ihre Waren von und zum Markt transportierten. Die unbeabsichtigte Poesie dieser behelfsmässigen Konstruktionen blieb in seiner Erinnerung haften und wurde zum Vorbild seiner Kunst.
Gefundene Objekte wie Flaschen, Spielzeug, oder Speichenräder, prägen Simms' künstlerische Sprache. Diese Fundstücke, oft aus den Strassen New Yorks stammend, werden in seine Kreationen integriert und künstlerisch umgedeutet. Jedes Stück erzählt (s)eine Geschichte und trägt eine kulturelle Bedeutung in sich, die über ihren ursprünglichen Zweck hinausgeht. Durch diesen Prozess der Aneignung und Neuinterpretation haucht Simms entsorgten Objekten neues Leben ein. Gleichzeitig reflektiert er Kunstgeschichte: von Marcel Duchamps’ Readymade zu Robert Rauschenbergs Combined Paintings.
Eines der markantesten Merkmale von Simms’ Kunst ist seine einzigartige Verwendung von Hanfseil. Das Material, mit seiner reichen Textur und kulturellen Resonanz, wird zu einem symbolischen Faden, der den Künstler mit seinen jamaikanischen Wurzeln verbindet. Simms verwandelt den traditionellen Rohstoff in ein Ausdrucksmedium und verleiht seinen Werken damit eine taktile Qualität, die eine Verbindung zu seinem Heimatland hervorruft.
Die Skulpturen von Arthur Simms strahlen die Aura einer mystischen Welt aus. Durch künstlerisches Raffinement gelingt es ihm, den Objekten eine wesenshafte Präsenz zu verleihen, die geprägt ist von filigranen Details, skurrilen Formen und akribischem Handwerk. Seine Arbeiten scheinen mit einer magischen Energie zum Leben zu erwachen und laden die Betrachter*innen in eine Welt ein, in der Realität und Fantasie verschmelzen.
Im Wesentlichen ist die Kunst von Arthur Simms eine Verbindung persönlicher Geschichte, kultureller Identität und Umweltbewusstsein im wortwörtlichen Sinne. Durch das Zusammenspiel von Verknotung, gefundenen Objekten und der Thematisierung seiner Identität als Immigrant, regt Simms uns zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung an der Schnittstelle von Kunst, Herkunft und Nachhaltigkeit an.
Die Ausstellung wurde von Gianni Jetzer, Direktor Kunstmuseum St.Gallen, kuratiert.