Drei Sekunden vor Mitternacht – der Tag ist schon sehr weit fortgeschritten. Und doch taucht der Mensch erst jetzt auf, wenn wir die Entstehung und Entwicklung von Leben in 24 Stunden gliedern. Claudia Kübler (*1983) interessiert sich für geologische Prozesse, den Ursprung der Menschheit und insbesondere für die Zeit, ihre Messbarkeit, Elastizität und Visualisierung. Wie nehmen wir die Zeit wahr? Wie erfahren andere Lebewesen oder gar Steine Zeit? Claudia Küblers Werke handeln davon, wo wir uns verorten und wie sich unser Handeln auswirkt, beispielweise, indem unser Besuch das Kunstwerk verändert. Offen bleibt, wann es fertig ist. Zu Beginn der Ausstellung oder erst an deren Ende? Existiert es danach weiter? Die Künstlerin arbeitet bevorzugt mit haptischen Materialien, denen Vergänglichkeit eingeschrieben ist, mit Gipsplatten oder Sand. So sind ihre Arbeiten oft dem Prozess verpflichtet, prekär und flüchtig.
Claudia Kübler erhält mit dem Manor Kunstpreis Zentralschweiz Luzern 2022 einen der wichtigsten Schweizer Förderpreise.