Ein transdisziplinäres Kunstprojekt in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Kompetenzzentrum für Translationale Medizin und Unternehmertum "sitem-insel" und der Galerie SOON in Bern. In dieser dritten Ausstellung bei "sitem-insel" zeigt Peter Baracchi eins seiner neuesten Projekte „ORNAMENTAL WHITEOUT“, welches sich mit den taktilen Linien für sehbehinderte Menschen auseinandersetzt, den starken Kontrasten und der Wahrnehmung dieser Muster im urbanen Raum.
sitem-insel, das Schweizer Institut für Translationale Medizin und Unternehmertum, ist ein Katalysator für einen multidisziplinären kollaborativen Ansatz zur Erschließung innovativer Anwendungen im Medizinalbereich. Es bringt Akademiker, Regierung, Industrie und Wissenschaft an einem Ort zusammen zum Nutzen von Patienten, Gesellschaft und Wissenschaft.
Für eines seiner neuesten Kunstprojekte "ORNAMENTAL WHITEOUT" beschäftigt sich Peter Baracchi mit den taktilen Leitlinien für blinde und sehbehinderte Menschen, die zunächst nur in der Nähe von Bahnhöfen zu finden waren. Inzwischen finden sich die Linien entlang der Bürgersteige und schlängeln sich durch die ganze Stadt. Durch die Regelmäßigkeit und einer präzisen, geometrischen Anordnung dieser feinen, weißen Linien entsteht ein ornamentales Muster, welches - oft unbemerkt von einem großen Teil der Bevölkerung - unser Straßenbild ziert.
Die durch Geometrie und Symmetrie geprägten Formen haben eine klare Funktion im öffentlichen Raum. Baracchi zerlegt die klar reglementierten Markierungen in ihre grafischen Elemente und reisst sie buchstäblich aus dem aus dem Zusammenhang, um sie zu etwas Neuem zusammenzusetzen. Auf diese Weise gelingt es ihm, die detaillierte Ordnung unserer Umwelt ein wenig zu verschieben und sie gleichzeitig in den Fokus unserer Aufmerksamkeit zu rücken.
Für die monochromen Gemälde auf Leinwand der aktuellen Serie "ORNAMENTAL WHITEOUT" schöpft Peter Baracchi aus dem reichen Fundus der taktilen Markierungen. Die originale Strassenmarkierungsfarbe wird mit Schablonen in den richtigen Abständen auf die Leinwand gegossen und durch die veränderte Kombination grafischer Elemente zu völlig neuen, abstrakten Mustern zusammengefügt. Die so entstandenen Arbeiten stehen in direktem Bezug zu verschiedenen Stilen der Kunstgeschichte, wie dem Konstruktivismus und der Konkreten Kunst. Die Ablösung des weissen Ornaments vom schwarzen Asphalt und die Übertragung auf die weisse Leinwand, die wiederum auf weissem Grund montiert wird, ergibt den "ORNAMENTAL WHITEOUT".
Ein Whiteout ist ein meteorologisches Phänomen, das vor allem in Polarregionen und im Hochgebirge auftritt. Ein schneebedeckter Boden und gedämpftes Sonnenlicht führen zum Verschwinden des Horizonts; Boden und Himmel gehen nahtlos ineinander über. Selbst Konturen oder Schatten sind nicht mehr erkennbar und der Betrachter hat das Gefühl, sich in einem völlig leeren, unendlich ausgedehnten grauen Raum zu befinden. Damit verlieren die Linien ihre ursprüngliche Funktion und ihre Sprache. Sie sind nicht nicht mehr lesbar. Sie können nicht mehr führen oder aufhalten und warnen. Sie führen uns ins Leere.
Die Desorientierung des Betrachters tritt ein.