Turning Tide bedeutet so viel wie Gezeitenwende oder Wendepunkt. Ein Kippmoment kündigt sich an: Dreht sich die Flut, ändert sich die Richtung des Wasserflusses. Die Ausstellung Turning Tide stellt drei Kunstschaffende mit Bezug zur Region in den Mittelpunkt: Jonas Burkhalter (*1983, Zug), Claudia Kübler (*1983, Zürich) und Sara Masüger (*1978, Baar). Trotz unterschiedlicher Herangehensweisen vereint die drei das Interesse an Situationen, in denen die Wahrnehmung kippt oder eine Irritation erfährt. Sie spielen mit dem Fragmentarischen, Brüchigen, Instabilen und schaffen in verschiedenen Medien überraschende Neukonstellationen. Die ungewohnte Thematisierung von Körper, Zeit und Raum in den Werken der Kunstschaffenden fordert die Vorstellungskraft der Betrachtenden heraus.
Sara Masügers Arbeiten verweisen auf innere Zustände. Ihr Interesse am menschlichen Körper vereint die Künstlerin mit der Frage nach der Materialität von Skulpturen und deren Beziehung zum Raum. Vertraute Elemente wie Gesichter oder Hände verbindet sie mit ungewohnten Formen, erzeugt so ein Gefühl des Befremdens. Claudia Küblers Werkstoff ist die Zeit. In unterschiedlichen Medien nähert sie sich der vierten Dimension an. Was sind unsere Vorstellungen von Zeit und wann geraten diese aus den Fugen? Inspiriert von der geologischen Tiefenzeit sucht sie auch nach Konzepten jenseits der Linearität. Jonas Burkhalter beschäftigt sich medienübergreifend mit komplexen, natürlichen Systemen oder greift überraschende Alltagsmomente auf. So verwandelt sich beispielsweise ein japanischer Bettrahmen in «Dream» zu einer Art Floss, das ein unbestimmtes Gefühl des Schwebens und Schwankens hervorruft.
Diese Irritationen können als Signum unserer Zeit gelesen werden. Ins Schwanken geratene Realitäten, fragmentarische Körper und aus dem Takt geratene Uhren befremden nicht nur. Auf subtile Weise gelingt den Kunstschaffenden die Befragung einer sich rasant wandelnden Gegenwart.
Kuratiert von
Jana Bruggmann