Kuratiert von Mitchell Anderson, Künstler und Gründer von Plymouth Rock, und Daniel Baumann, Direktor Kunsthalle Zurich
Mit
Osama Alrayyan
Tolia Astakhishvili
James Bantone
Juan Barcia Mas & Shen He (Sexkino)
Mark Barker
Sarah Benslimane
Vittorio Brodmann
Matt Browning
Centre D’Editions Melbourne
Tornike Chapodze
Anjesa Dellova
Nathalie du Pasquier
Cédric Eisenring
FitArt App
Madge Gill
Renee Gladman
Rafik Greiss
Raphael Hefti
Hardy Hill
Lonnie Holley
David Hominal
Brook Hsu
Shamiran Istifan
Lisa Jo
Jean Katambayi Mukendi
Miriam Laura Leonardi
Shuang Li
Lorenza Longhi
Danny McDonald
Jasper Marsalis
Alexandra Metcalf
Daniel Moldoveanu
Sveta Mordovskaya
Maurice Morel
Marianne Mueller
Jonathan Okoronkwo
Juan Antonio Olivares
Margit Palme
Cora Pongracz
Sophie Reinhold
Frode Felipe Schjelderup
Leopold Strobl
Kelly Tissot
Cassidy Toner
Ilaria Vinci
Dena Yago
Bruno Zhu
Ausstellungen sind Orte für Entdeckungen und Austausch. Sie sprechen zu einem unbekannten Publikum und zeigen Künstler:innen und Kunstwerke, von denen sie glauben, dass sie zum Nachdenken anregen. Schönheit kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Wir organisieren Ausstellungen mit der Überzeugung, dass Kunstwerke auf andere eine Wirkung haben können.
Im Zentrum steht die Kunst, und sie ist auch Ausgangspunkt und Daseinsberechtigung für diese Ausstellung, für die Zürich Biennale. Es wird erwartet, dass solche internationalen Gruppenausstellungen thematisch ausgerichtet sind. Das aber ist falsch, denn dadurch wird die vielseitige Wirkung des Gezeigten zurückgebunden. Die vieldeutige Vielheit der Kunst ist an sich bereits bedeutungsvoll, Kunst ist nicht einfach ein Symptom.
Was passiert, wenn man Kunst betrachtet? Wenn man versucht, das Tun einer Künstlerin oder eines Künstlers zu verstehen? Wenn man Werke für eine Ausstellung auswählt, zu denen man sich hingezogen fühlt? Man nimmt an, dass diese Auswahl willkürlich und recht zufällig ist. Das stimmt aber nicht. In Wirklichkeit steht man vor einem Chor von Stimmen, die über die Welt, in der wir leben, sprechen. Man erkennt darin die Möglichkeit einer Ausstellung und wählt einen Ausstellungstitel. In diesem Fall die generische Bezeichnung «Zürich Biennale», um die Unabhängigkeit der Stimmen zu gewährleisten, so dass sie auf eigenen Beinen stehen bleiben.
Die Zürich Biennale organisiert sich entlang verschiedener Präsentationsweisen. Einige Werke wurden extra für sie geschaffen, andere existierten bereits und werden neu kontextualisiert. Es gibt historische Werke, die in ihrer Vitalität zeitgenössisch wirken, und Arbeiten, die frisch aus den Ateliers der Kunstschaffenden kommen. Es handelt sich um eine vielfältige und internationale Zusammenstellung von Kunst, die vom Ort, der Institution und der Stadt, wo sie gezeigt werden, geprägt sind. Die Zürich Biennale findet auf 500 m2 und in einem einzigen Raum statt und strahlt, wie es für Biennalen üblich ist, in die ganze Welt hinaus. Sie zeigt einen Bruchteil der aufregenden und verschiedenartigen Arbeiten, die um uns herum existieren.
Trotz dieser Offenheit gibt es (mindestens) eine Gemeinsamkeit. Wir nennen sie «windschief». Viele der Werke in dieser Ausstellung bedienen sich der Sprache der Überspitzung, der Groteske und der Karikatur. Es ist eine Sprache der Reibung und Übertreibung. Sie ist in ihrem Humor optimistisch, aber eher pessimistisch gegenüber dem Zustand der Welt und einer Zeit, die besessen ist von Blossstellung, Perfektion, Kontrolle und Angst. Die Groteske bietet einen Ausweg, sie erlaubt es, Undinge zu sagen und gleichzeitig Selbst-Bewusstsein zu signalisieren; die Karikatur ist ein Ort der schrägen Wahrheit und des Humors.
In einer Vielzahl von Medien spiegeln die Künstler:innen unsere Welt, sie sagen die Wahrheit, aber sie formulieren sie windschief, wie Emily Dickinson es forderte.* Insbesondere die Architektur wird in dieser Ausstellung ihrer Funktion beraubt: Sie wird ästhetisch und skulptural und beeinflusst das Gehen im Raum, so dass sie selbst überflüssig und funktionslos wird. All dies scheint einer Zeit wie der unseren angemessen.
*«Tell all the truth but tell it slant [...]» Emily Dickinson