In meiner Arbeit befasse ich mich mit dem Verhältnis zwischen (Internet-)Raum und Benutzer:in sowie deren Wechselwirkungen. Wir befinden uns in einem Zeitalter der Überlagerung und Gleichzeitigkeit von Räumen, Wegen und Beziehungen. Fiktion und Realität sind zu einem unlösbaren Ganzen verschmolzen. So ist es für mich wenig erstaunlich, dass ein Mangel an Kontrolle über den eigenen Zustand entsteht. Genau diesem Moment spüre ich in meinen Arbeiten nach.
Ich fabuliere, spekuliere und arrangiere. Dabei erforsche und dekonstruiere ich vorherrschende gesellschaftliche Narrative und Denkmuster sowie gängige Deutungshoheiten und lasse unterschiedliche Phänomene aus unserer vertrauten Alltagsrealität zusammentreffen. Angezogen von den leuchtenden (Browser-)Fenster bewege ich mich als (Internet-)Flaneurin schwankend im Dazwischen. Beobachtungen, Details, zufällige Entdeckungen reihen sich, ohne eine Geschichte zu ergeben. Die unterschiedlichen «Dinge» eigne ich mir an, um sie als Akteur:innen, Requisiten oder Kulissen auf meinen konstruierten Bühnen performen zu lassen und um sie mit Fragen um den Akt der Aneignung in einer Zeit des technologischen Wandels zu verflechten.
Schliesslich entsteht ein Feld assoziativer Lesarten, welche sich aus dem räumlichen Nebeneinander und verschiedener Beobachtungen zusammensetzt. Den Zuschauer:innen wird dabei eine aktive Rolle zugeschrieben: Um das nicht Sichtbare jenseits des Bildfeldes entschlüsseln zu können, sollen die Bild- und Blickgrenzen übertreten werden.
Johanna Müller, 2023