Ariane Vonmoos‘ abstrakte Reliefs/ Skulpturen bewegen sich zwischen dem Fluiden und dem Festen. Sie ist in einem Dialog mit Ihren Arbeiten, trägt Material ab und fügt Anderes wieder hinzu. Darin steckt ein stetiges Untersuchen und neu Hinterfragen ihrer Körperempfindung. Sie untersucht Formen der (Selbst-) Repräsentation durch die physische Beziehung zwischen den Kreaturen welche sie schafft und der Bewegung ihres eigenen Körpers.
Von Helke Sander habe ich erfahren, dass es seit der zweiten Welle einer grossen Zahl der Feminist*innen nicht mehr darum geht ihre Leistungsfähigkeit, ihre Gefühlswelt oder ihren politischer Anspruch der männlichen Hegemonie anzupassen. Sie sind überzeugt, dass die Frau* im giftigen Dickicht des Jahrtausend alten Patriarchat, um den Prozess der Emanzipation loszutreten, erst einmal zu einem Subjekt werden muss. Ein weibliches Subjekt - so wurde es mir begreiflich gemacht - müsse erst in langwierigen und intimen Prozessen hervorgebracht werden.
Ariane Vonmoos Arbeit habe ich immer als eine künstlerische Auseinandersetzung und Weiterführung dieser Überzeugung gelesen.
Die Arbeit „Should I add more“, bestehend aus gepressten Gipsplatten aus dem Trockenbau, bleibt trotz Ihrer Stabilität und Belastbarkeit höchst fragil. Das Material lässt sich mit Wasser- vergleichbar wie Ton- modellieren. Die Oberfläche absorbiert alles flüssige, auch wasserlösliche Farbe zieht sie grösstenteils in sich auf.
Der körperliche Einsatz der die Produktion beansprucht überträgt sich auf das Werk, welches dadurch selber körperlich wird. Der erschlossene Zwischenraum tritt, bei mir, eine Assoziationskette los, die eine Art der reflexiven Selbstbefragung ermöglicht. Ich stehe mir gegenüber und denke nach. Das Spiel mit der Sprache, der Werkbeschrieb „Should I add more“, verstärkt diese Potenzialität.
- Marc Hunziker